Mittwoch, 2. Juli 2008

Der vergessene Brotlaib

Dem Hofbauern von Witzmannsberg war im späten Herbst ein liebes Kind gestorben.
Nun hat die Bäuerin in der Adventszeit darauf Brot eingeschoben. Doch als sie es herausholte, vergaß sie unter den vielen Laiben einen Laib, der im Backoffen blieb, ohne dass sie ihn bemerkte.

Als sie nun von der Mette heimkam und am Ofen vorbei kam, war die Türe offen.Innen glühte etwas Schneeweißes. Sie ging heran und blickte in den noch glühenden warmen Backofen. Da saß ein Mädchen im Ofen und aß von dem Brotlaib. Die Hofbäuerin erkannte sofort ihr liebes Kind und sprach es an, warum es im Grab keine Ruhe habe. Da sagte das Kind: „Ach Mutter, einmal bat mich ein fremdes, armes Kind, als ich auf dem Weg mein Brot aß, um ein Stück davon, doch ich ließ es hungern. Als ich nun im Friedhof lag, trieb mich selber alle Nacht der Hunger aus der Erde, und ich musste nach Brot suchen. Weil ich heute deinen vergessenen Brotlaib gefunden habe, bin ich für immer satt; denn wer von uns Toten Christnachtsbrot findet, braucht nie mehr hungern!“


Damit verschwand das Mädchen. Doch am anderen Tag, als die Hofbäuerin nachschaute, fand sie im Backofen das blütenweiße Totenkleid ihres Kindes.


Ramona Mauerer, 4. Klasse

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