Dienstag, 1. Juli 2008

Die Geschichte vom Wegkreuz

Wenn man auf der Gemeindestraße von Eppendorf in Richtung Witzmannsberg fährt, kommt man in Höhe Adlmühle zu einer Kreuzung. Dort steht links ein Wegkreuz. Dieses Kreuz erinnert an ein Unglück, das im Jahr 1913 geschah. Davon erzähle ich jetzt:
Franziska ging mit ihrem jüngeren Bruder Michael zu Fuß von Lueg nach Eppendorf. Dort war früher eine große Sandgrube, und von dort sollten die beiden Sand zum Putzen holen. Michael half seiner Schwester beim Befüllen der Eimer. Da hörte Franziska in der Ferne die Geräusche einer herannahenden Eisenbahn. Sie rief: „Schnell Michael, lauf hinauf, der Zug kommt!“ Da stieg Michael flink aus der Sandgrube und lief zum Bahngleis. Dort bestaunte er den vorbeifahrenden Zug. Während der Zug vorbeifuhr, passierte etwas sehr Schlimmes. Teile der überhängenden Böschung stürzten ein und begruben Franziska unter dem Sand. Als Michael zur Sandgrube zurückkam, fand er seine Schwester nicht mehr. Er wusste aber sofort, dass sie in der eingebrochenen Sandgrube lag. Michael lief, so schnell er konnte, nach Hause und holte seinen Papa. Mit einem Pferdefuhrwerk fuhr dann Franziskas Papa zu der Unglücksstelle und versuchte seine Franziska auszugraben. Als er sie fand, war sie aber tot. Franziska war vom schweren Sand erdrückt worden.
Damit Franziska nie in Vergessenheit gerät, stellte ihr Papa Michael Eibl das Feldkreuz auf. Mein Opa, der schon gestorben ist, hat sich immer um das Kreuz seiner Schwester gekümmert und es auch wieder bemalen lassen. Bevor Opa gestorben ist, hat er gesagt, dass meine Mama und mein Papa sich um das Kreuz kümmern sollen.
Jetzt wollt ihr bestimmt wissen, woher ich die Geschichte von dem Feldkreuz weiß. Meine Mama hat sie mir erzählt und auch meine Großtante Fanny Geier aus Rappenhof. Großtante Fanny ist die einzige noch lebende Schwester der verunglückten Franziska. Sie hat ihre ältere Schwester aber nicht mehr gekannt, weil die erst 1914 geboren wurde und das Unglück bereits 1913 geschah. Ihre Eltern und Geschwister haben ihr aber oft davon erzählt.

Verena Eibl

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