Mittwoch, 2. Juli 2008

Wie die Bründlkapelle entstanden ist

Es war einmal ein junges Grafen-Ehepaar. Sie wünschten sich nichts sehnlicher als ein Kind. Der Graf wünschte sich als Nachkommen einen Sohn, die Gräfin eine Tochter. Als es sich herum sprach, dass die Gräfin schwanger war, bereitete man sogleich ein großes Fest vor. Leute von nah und fern wurden hierzu eingeladen, man feierte fröhlich und ausgelassen. Bald darauf gebar die Gräfin eine kleine Tochter. Ihre Haut war zartrosa, das Gesicht freundlich, das Mädchen schien kerngesund zu sein. Außerdem war es bildschön. Allerdings merkte man bald, dass dieses Kind blind war. Da dauerte es nicht lange und die Gäste verabschiedeten sich sehr schnell. Noch am selben Abend setzte sich der Graf auf sein bestes Pferd und ritt aus Verzweiflung fort, weit weg, irgendwohin, wo Krieg war. Hier hoffte er sein Leid vergessen zu können.
Das Kind jedoch wuchs heran und versuchte mit seiner Krankheit zurechtzukommen, so gut es ging. Maria – so hieß das Kind - betete jeden Tag, vorzugsweise auf seinem Lieblingsplatz. Der war am oberen Ende der Danglwiese, nicht sehr weit entfernt vom Schloss der Eltern. An dem Platz wuchsen viele Erlen, außerdem gab es einige Quellen, die aus der Erde sprudelten.
Eines Tages verbrachte Maria wieder einmal einen ganzen Nachmittag auf ihrem Lieblingsplatz. Sie wollte gerade zu beten anfangen, als sie plötzlich eine feine Stimme vernahm. Diese sprach zu ihr: „Maria, wasche deinen Augen und Füße in den Quellen.“ Maria wunderte sich hierüber, tat aber, was ihr gesagt worden war. Als sie ihre Augen benetzte, schwand die Nacht vor ihren Augen. Es wurde rund um sie helllichter Tag. Sie konnte es anfangs nicht glauben, dass sie plötzlich sehen konnte: die Farben, die Formen, die Wiese, die Sonne, die Blumen. Es war herrlich! Die Erde war für sie noch nie so schön!
Schnell lief sie nach Hause und teilte ihre Freude mit ihrer Mutter.
Die Zeit verging und Maria wuchs zu einer jungen Frau heran. Als sie sich wieder einmal an ihrem Lieblingsplatz aufhielt, kam ein Reiter daher. Sein Gewand war zerrissen und mit Blut verschmiert. Er sprach zu Maria: „Bring mir bitte etwas Wasser.“ Da wusste Maria auf einmal, dass dieser fremde Reiter nur ihr Vater sein konnte. Schnell lief sie und holte Wasser. Als sie wieder zurückkam, sagte sie: „Hier, Vater, trink!“ Als er das hörte, war er überglücklich, seine Tochter zu sehen – und sie gesund zu sehen. Als Dank wollte er eine Kapelle bauen, allerdings wusste er nur nicht wo. Er hoffte auf ein Zeichen des Himmels. Eines Tages – es war im Hochsommer – schwebte eine einzelne weiße Wolke am Himmel entlang. Als sie sich Witzmannsberg und der Danglwiese näherte, wurde sie immer schwärzer. Dann fing es an zu schneien – und bald war für kurze Zeit der Umriss einer Kapelle auf dem Boden zu sehen, da, wo Marias Lieblingsplatz war. Für den Grafen gab es nun kein Halten mehr. Nun wusste er genau, wo er die Kapelle hinbauen sollte. Es sollte eine Dankkapelle sein, dafür, dass seine Tochter sehen konnte.
Lena Hufsky, 4. Klasse

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