Freitag, 25. April 2008

Das Wunder an der Bründlkapelle

Vor langer Zeit erwarteten der Graf und die Gräfin von Witzmannsberg auf ihrem Schloss ein Kind. Der Graf wünschte sich einen fröhlichen Jungen, die Gräfin aber erhoffte sich ein hübsches Mädchen. Obwohl die Gräfin noch in den Wehen lag, bereitete der Graf ein rauschendes Fest vor. Er ließ alle Fackeln in den goldenen Halterungen anzünden und goldene Pokale auf den Tischen aufstellen.
Bald darauf kamen die Gäste und feierten mit dem Grafen fröhlich und ausgelassen. Plötzlich ging die Tür auf. Man brachte das neugeborene Mädchen herein. Es war süß und niedlich anzusehen. Jedoch – es war blind. O nein!
Erschrocken sprangen die Gäste auf und liefen davon. Der Graf aber nahm sein Pferd und ritt noch in derselben Nacht davon. Er wollte in den Krieg, um sein Unglück zu vergessen.

Die Gräfin war zutiefst betrübt und weinte viel. Sie bestürmte den Himmel mit Gebeten. Doch es schien nichts zu nützen. Es war ein trauriger Anblick, die Tochter mit dem Blindenstab zu sehen. Sie war inzwischen bereits zu einer jungen Dame herangewachsen. Die meiste Freude verspürte das Mädchen, wenn sie auf ihrem Lieblingsplatz, der Danglwiese, sitzen konnte. Hier sangen die Vögel am schönsten, hier hörte sie das Rauschen der Quelle.

Einmal vernahm sie ein fremde Stimme: „Bade deine Augen in der Quelle!“ Hierüber war sie sehr überrascht, doch sie tat es. Kaum hatte das erste Wasser ihre Augen berührt, wurde in ihr die Nacht zur Dämmerung und die Dämmerung zum Morgenlicht. Sie konnte sehen! Sie jubelte und sprang. Ihre Mutter weinte vor Freude. Nur ihr Ehemann, der Graf, fehlte ihr noch zum Glück.

Als das Mädchen einige Zeit später sich wieder an ihrem Lieblingsplatz aufhielt, kam ein Reiter des Weges. Seine Kleidung war zerrissen, um den Kopf trug er einen Verband. Sogleich stieg er vom Pferd und trank von der Quelle. Dann führte Maria den Reiter zu sich nach Hause, ins Schloss. Da war die Freude groß. Graf und Gräfin erkannten einander und fielen sich in die Arme. Zum Dank für die Rettung seiner Tochter versprach der Graf, eine Kapelle zu bauen. Aber wo?

Da schneite es in der folgenden Nacht neben der Quelle. Das war ein klares Zeichen Gottes. Schon am nächsten Tag begann er mit dem Bau.
Seitdem steht die Bründlkapelle in Witzmannsberg im schönen Wiesengrund und lädt die Menschen ein.

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