Dienstag, 7. Oktober 2008

Die Zehe ist futsch

Als mein Papa noch jung war, fuhr er mit seinem Moferl wieder einmal durch Witzmannsberg. Ihm entgegen kam ein Auto. Alles wäre gut gegangen, wenn nicht gerade in diesem Augenblick sich ein Reh neben der Straße gezeigt hätte. Neugierig stand es da am Straßenrand und schaute sich die Gegend an. Das war ein so seltener Anblick, dass mein Papa die ganze Zeit zum Reh hinschauen musste. Nicht nur mein Papa: auch der Autofahrer machte es so. Beide fuhren also blind die Straße entlang. Das es da zu einem Zusammenstoß kommen musste, war klar. Niemand weiß, was sich das Reh hierbei dachte.
Als Mein Papa wieder hochguckte, war ein Stück Zehe und der Zehennagel weg. Der Autofahrer holte schnell den Notarzt. Mein Vater wurde sogleich in das Krankenhaus gebracht. Nach drei Stunden im Operationsraum brachte man ihn endlich in ein Krankenzimmer und rief meine Mutter an. „Hallo, es tut mir leid, aber ich komme heute nicht nach Hause. Ich liege nämlich im Krankenhaus, mit einer Zehe weniger als sonst.“ „Was?“, rief meine Mutter bestürzt, „Mit nur neun Zehen?“ „Ja, aber morgen komme ich schon wieder nach Hause.“
So war es dann auch. Bald erholte sich mein Vater wieder.
Mein Vater kommt aber ganz gut mit nur neuen Zehen zurecht. Es tut ihm auch nicht mehr weh.

Nadine Kaufmann

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