Samstag, 18. Oktober 2008

Oh, Paula!

Paula wohnte in unserem Dorf. Sie war eine außergewöhnliche Frau, lebenslustig und fröhlich. Wann immer man sie traf, hatte sie ein Lächeln auf den Lippen.
Meistens hatte sie für uns Kinder Süßigkeiten in ihrer Tasche. Wir alle mochten sie sehr – nicht nur wegen der süßen Geschenke, sondern wegen ihrer Freundlichkeit.
Nun ist schon seit ein paar Jahren tot, doch die Geschichten rund um ihre Person erzählen wir uns immer noch gern im Dorf. So zum Beispiel diese:

Wieder einmal war Paula unterwegs auf ihrem täglichen Dorfrundgang. Zuerst besuchte sie die Faschingbauer, dann die Heininger. Am Ende kamen wir an die Reihe. Als sie in unser Haus trat, traf sie niemanden an. Sie wunderte sich und schaute ein bisschen herum.
Schon war sie auf der Terrasse angelangt. Doch auch hier fand sie niemanden. Auf einmal fiel ihr Blick auf den herrlichen Apfelbaum im Garten. Er warf einen wunderbaren Schatten. Und an solch einem heißen Tag, wie es dieser war, genoss jeder die Kühle unter dem Apfelbaum. Auch meine Eltern. Sie lagen auf einer riesengroßen Matratze und schliefen fest. Das sah Paula – und fing an zu schmunzeln. Sachte bewegte sie sich zur Jumbo-Matratze und legte sich vorsichtig hinzu. Bald war auch sie eingeschlummert.
Nach einiger Zeit wachte Papa auf und wunderte sich über das Schnarchen zu seiner Linken. Er öffnete die Augen ganz und erschrak. Da lag doch Paula bei ihnen – und schnarchte heftig!
Kurz darauf hörte man ein schallendes Gelächter von allen dreien.

Martin Vogl

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