Sonntag, 5. Oktober 2008

Tante’s kleines Reh

Es war ein merkwürdiger Abend. Der Mond schien ganz hell. Ich hatte mich schon schlafen gelegt. Als später meine Tante ins Bett gehen wollte, schlief ich bereits fest. Um mich nicht beim Schlafen zustören, legte sie sich lieber auf die Couch. Sie wollte mich mit ihrem Schnarchen nicht aufwecken.
Gegen zwei Uhr am Morgen wachte sie auf. Irgendetwas schrie vor dem Gartentor. Sie hatte solche Angst, sie wusste ja nicht, was oder wer es war. Aufgeregt suchte sie nach ihrer Taschenlampe. Dann sperrte sie die Haustür auf und schaute vorsichtig nach. Sie ging auch noch bis zum Gartentor, denn von dort kamen die Schreie her. Das sah sie den Schreihals: ein kleines Rehkitz - ohne seine Mutter. Noch nie hatte meine Tante ein solch kleines Kitz gesehen. Klar, dass sie ein wenig erschrocken war.
Was sollte sie tun? Sie leuchtete in den Wald hinein. Nichts! Über die Felder. Nichts. Die Straße entlang. Wieder nichts. Nirgendwo fand sich dessen Mutter. Und es hörte nicht auf zu jammern. Da gab sich meine Tante einen Ruck, nahm es in ihre Arme und trug es ins Haus. Und da meine Tante schon zwei Schafe mit der Flasche großgezogen hatte, wusste sie auch mit dem Rehkitz umzugehen. Sie gab ihm eine ganz bestimmte Milch sowie die Fläschchen für Tierbabys. Es dauerte eine Weile, bis das Kitz saugte. Aber es ging alles gut.
Nach dem Trinken richtete meine Tante eine Schachtel für das Rehkitz her. Am Morgen musste meine Tante zur Arbeit, aber nicht sehr lange. Nach ein paar Stunden war sie bereits wieder zurück und wollte dem Kitz sein zweites Fläschchen geben. Doch – welch Überraschung. Als sie zurückkam, war das kleine Rehkitz tot. Da war meine Tante sehr, sehr traurig.

Stefanie

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