Mein Opa erzählt mir oft Erlebnisse aus seiner Kindheit. Letzte Woche erzählte er mir folgende Geschichte:
Früher musste Opa mit seinen Geschwistern und den anderen Dorfkindern jeden Tag zu Fuß von Hof nach Neukirchen v. Wald gehen, um in die Schule zu gelangen. Es gab damals ja kein Auto und keinen Schulbus. Schule war damals von Montag bis Samstag. Zu jeder Jahreszeit mussten die Kinder damals den weiten Weg durch den Kolomann-Wald wandern.
Wenn jemand denkt, der Sonntag war zum Ausruhen da, so irrt sich der. Auch am Sonntag „durfte“ Opa nach Neukirchen wandern – zum Gottesdienst.
Im Winter begann der Fußmarsch bereits um 6 Uhr morgens, damit man rechtzeitig zur Rorate, einer besonderen Art von Advents-Gottesdienst, kam.
Im Frühjahr, wenn der Dettenbach Hochwasser führte, durften die Hofinger Kinder daheim bleiben, denn das wäre zu gefährlich gewesen.
Einmal wollte Opa nicht zur Schule gehen. Hinkend und jammernd erzählte er seiner Mama, dass er einen Dorn in seinem Fuß habe. Besorgt schaute sich seine Mutter aber den Fuß an – und merkte sofort, dass dieser völlig in Ordnung war. Sie hatte ihn durchschaut. Da alle anderen Schulkinder bereits weg waren, sagte sie nur kurz und knapp, er solle sich das Fahrrad nehmen und sich schleunigst auf den Weg machen.
Opa musste an diesem Morgen ganz schön strampeln, damit er noch rechtzeitig zur Schule kam.
Annika Braun
Mittwoch, 1. Oktober 2008
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